Das Besondere an Niehaus Bildern ist, dass sie nicht gemalt, sondern vollständig aus Stoff collagiert sind. Und das mit einer Perfektion, die den Betrachter oft erst auf den zweiten Blick erkennen lässt, dass es sich um Stoff handelt.
„Es sind gewöhnliche Menschen, alltägliche Situationen, die mich faszinieren“, erklärt Niehaus. „Ein Mann beißt herzhaft in einen Hamburger, eine Frau lacht ausgelassen, ein Stückchen Kuchen das im nächsten Moment im Mund verschwindet. Ich beobachte Menschen bei ihrem ganz alltäglichen Tun. Dadurch, dass ich sie zum Bildmotive erwähle, werden sie zu etwas Besonderem. Ein kleiner Hauch Voyeurismus ist schon dabei.“
Ursula Niehaus wurde 1965 in Köln geboren. Den Weg zur Kunst fand sie über ihre Liebe zu Stoffen. 2007 erschien sogar ein historischer Roman von ihr zum Thema Textil: „Die Seidenweberin“. Parallel dazu begann Sie aus den Stoffen erste künstlerische Collagen zu entwickeln.
Der Umgang mit Stoffen ist für Ursula Niehaus ein sinnliches Empfinden. Sie sagt über ihre Kunst: „Meine Bilder sind nicht gemalt, sondern vollständig bis ins kleinste Detail aus Stoff gefertigt. Besonders reizvoll an meiner Arbeit empfinde ich die Vielfalt der Materialien mit denen ich umgehe, von kühler Seide über griffige Baumwollgewebe bis hin zu flauschigen Wolltuchen. Häufig verwende ich abgelegte Kleidung, Tischwäsche oder aus der Mode gekommene Gardinen.“
„Stoffe sind meine Farben. Doch zusätzlich zu ihrer Farbigkeit haben sie eine Textur, die meinen Bildern eine besondere Plastizität verleiht. Stoffe lassen sich nicht mischen wie Farben – für jede Farbabstufung, für jeden Schatten bedarf es eines Flickens von anderem Material.“
Neben dem spannenden Bildmotiv und der gekonnten Kompositon, ist es die große Überrachung die die meisten Menschen erleben, die sich bewußt werden, dass Niehaus Bilder keine gemalten Kunstwerke sind. Räumlichkeit und Transparenzen werden ausschließlich mit sorgsam ausgewählten Stoffen erziehlt. Dabei besteht der besondere Kunstgriff darin, so manches Detail, wie einen Kragen oder Schnürsenkel tatsächlich dreidimmensional in die Bilder zu applizieren. Erwartung und Realität werden somit zu einem gekonnten Spiel der Künstlerin, dem es sich lohnt auf den Grund zu gehen.